Die auch bei uns bekannten Begriffe Qi, Yin und Yang und Fünf Elemente gelten in China nicht nur in der Medizin, sondern sind tief in der chinesischen Philosophie verwurzelt und beschreiben Zusammenhänge und Wechselwirkungen die alle Lebensbereiche, des Einzelnen als auch die der Gesellschaft, die Umwelt und den gesamten Kosmos, vom Wetter bis hin zur Politik, prägen.
Ein zentraler Begriff für das Verständnis der chinesischen Medizin ist das „Qi“. Qi wird häufig mit Materie oder Energie übersetzt. Qi ist in allem Lebenden enthalten – es ist unmittelbar mit den Lebensprozessen (z.B. Atmung, Herzschlag) und allen Zeichen der Lebensäußerung (z.B. Trauer, Freude, Wut) verbunden. Der Körper ist ein komplexes Gefüge verschiedener dynamischer Qi-Formen, die sich, im günstigen Fall, in einem Fließgleichgewicht befinden.
Das chinesische Zeichen für Qi setzt sich aus den Symbolen für Dunst/Dampf/Gas und und Reis zusammen. So ist Qi einerseits so dünn und immateriell wie Gas und andererseits so dicht und substanzhaft wie Reis.
Zwei Eigenschaften sind in medizinischer Hinsicht besonders wichtig: Qi ist nicht konstant, sondern es fließt und ändert dabei fortwährend seine Form. So wandeln sich einzelne Qi Formen ineinander um, so wie Dunst beim Kochen aus Reis aufsteigt, nichts entsteht und nichts vergeht (- wir sind Sternenstaub). Physiker würden wahrscheinlich zustimmen, dass Qi das Masse-Energie-Kontinuum ausdrückt, wie es von der modernen Teilchenphysik verstanden wird.
Qi ist seiner Grundnatur eher Yang, kann aber sowohl materiell/stofflich (wie Blut oder Körperflüssigkeiten) als auch energetisch in Erscheinung treten. Wenn von Qi im engeren Sinne gesprochen wird, ist immer das energetische Yang-Qi gemeint.
Die Qi-Formen des Körpers gehen auseinander hervor und sind ständigem Wandel unterlegen: So besteht das gesamte für den Körper verwendbare Qi aus vorgeburtlichem und nachgeburtlichen Qi. Das vorgeburtliche Qi ist von den Eltern ererbt. Es ist ein wesentlicher Anteil des Ursprungs-Qi und kann nicht erneuert werden. Es wird in den Nieren gespeichert und verbraucht sich langsam im Laufe des Lebens. Der Verbrauch kann jedoch durch gesunde Lebensweise, Qigong Übungen oder Akupunktur positiv beeinflusst werden. Das nachgeburtliche Qi wird zeitlebens neu gebildet. Dies geschieht durch Milz, Magen und Lunge. Magen und Milz stellen aus den festen und flüssigen Nahrungsbestandteilen das Nahrungs-Qi her. Erst unter Einfluss der Lunge wird es zusammen mit der Atemluft in das für den Körper verwertbare Sammel-Qi umgewandelt. Sammel-Qi reguliert die Atemfunktion, sorgt für eine kräftige klangvolle Stimme und unterstützt das Herz bei der harmonischen Blutzirkulation bis in die Extremitäten. Weitere Umwandlungen führen zur Bildung von Nähr-Qi und Abwehr-Qi, die im gesamten Körper verwertbar sind und den Körper vor äußeren pathogenen Einflüssen schützen. Zur Bildung von Nähr-Qi und Abwehr-Qi wird Ursprungs-Qi benötigt, gleichzeitig ergänzt das Nähr-Qi auch den vorgeburtlichen Anteil des Ursprungs-Qi.
Ist das Gleichgewicht empfindlich gestört, kommt es zu qualitativen und quantitativen Störungen des Qi: Qi-Stagnation, Rebellierendes Qi , Qi-Leere und sinkendes Qi.
Dies betrifft vor allem die Leber und verursacht eine Vielzahl von Symptomen wie Schmerzen, Spannungen, Engegefühl, Kopfscherzen, Depressionen und Reizbarkeit.
Jedes Organ hat eine physiologische Qi-Flussrichtung. Bewegt sich das Qi entgegen der physiologischen Flussrichtung, so spricht man von rebellierendem Qi. Vor allem der Magen ist betroffen. Typische Symptome sind Sodbrennen, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen. Ist die Lunge betroffen so kann es zu Husten kommen.
Sie kann sich auf den gesamten Körper oder einzelne Organe beziehen. Häufig sind Milz, Lunge oder Niere betroffen. Symptome können Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Atemnot, eine schwache Stimme, Blässe und Durchfall, Inkontinenz oder starkes Schwitzen sein.
Vor allem das Milz- und Nieren-Qi neigt zum Absinken. Mögliche Symptome sind vermehrter Harnfluss, Organvorfall und Wassereinlagerungen.
Die Monade symbolisiert die untrennbare Einheit der zwei Gegensatzpaare Yin und Yang. Yin und Yang sind die Begriffe für zwei gegensätzliche jedoch sich ergänzende Pole, in ein und derselben Erscheinung. Anders als in der westlichen Philosophie in der wir gewohnt sind in gegensätzlichen Paaren zu denken die nicht miteinander vereinbar sind. Im Gegensatz dazu existieren Yin und Yang niemals isoliert von einander sondern das Eine beinhaltet auch immer das Andere. Etwas ist nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern im Weißen ist auch immer etwas Schwarz und umgekehrt.
In der chinesischen Kultur wurden und werden Yin und Yang nie mit moralischen Werten wie Gut oder Böse assoziiert, sondern als dynamisches Gleichgewicht zwischen den beiden. Dieses sich ständig ändernde Gleichgewicht ist kein „Kräfte-Ringen“, kein Verdrängungsprozess sondern eher eine harmonische Umwandlung des Einen in das Andere.
Hierbei ist Yang das Aktive, das Bewegende, das männliche Prinzip, das Zerstreuende, das Auflösende, das Schöpferische, das Wärmende. Es ist Bewegung nach oben und außen, klar zu erkennen, energetisch fließend und nicht zu greifen.
Yin ist das Passive, das Ruhende, das weibliche Prinzip, das Bewahrende, das Empfangende, das Kühlende. Es ist Bewegung nach unten und innen, hat sanfte Bewegungen, ist tiefgründig und intuitiv, es ist verdichtet, statisch ruhend und greifbar.
Alles in der chinesischen Medizin kann auf das System von Ying und Yang zurückgeführt werden. So ist Qi Energie, Bewegung, Funktion oder Wärme und hat daher einen starken Yang-Charakter, der sehr feinstofflich ist. Blut und Körperflüssigkeiten sind im Vergleich zum Qi viel stofflicher, materieller und haben daher also eher Yin-Charakter. Auch hier ist Yin und Yang nicht voneinander zu trennen. So stagniert das Blut durch ein gestautes Qi (z.B. Hämatome die verhindern, dass Blut ungehindert weiter fließt). Durch einen Mangel an Blut kann eine Qi-Schwäche (z.B. Blässe und Müdigkeit) entstehen.
Um eine Diagnose aussagefähig stellen zu können muss der Zustand von Yin und Yang für alle Organe des Körpers beurteilt werden. Hierfür stehen Pulsdiagnose und Zungendiagnose als typisch chinesische Diagnosemethoden zur Verfügung. Die nach einer Untersuchung gewonnen Beobachtungen werden auf Ihren Yin-Yang Charakter hin nach den acht Leitkriterien (Yin/Yang, Innen/Außen, Kälte/Hitze und Leere/Fülle) hin gruppiert und beurteilt. Diagnose und Therapie bauen auf den so erkannten Yin-Yang Störungen auf.
Der Gedanke, dass allem Geschehen in der Natur und in der Gesellschaft eine Spannung nach Yin und Yang innewohnt, ist nicht nur in der chinesischen Medizin zu finden. Er ist im „Yijing“ zu finden, einem der „Klassiker“, die lange vor dem Erscheinen von Konfuzianismus und Daoismus niedergeschrieben wurden, und ist tief in der chinesischen Kultur verankert.
Die der chinesischen Medizin zugrunde liegende Philosophie beruht auf der Annahme, dass allen materiellen Erscheinungen energetische Prozesse, Wandlungen des Qi, zu Grunde liegen, daher wird hauptsächlich auf energetischer Ebene gearbeitet, sei es mittels Akupunktur, Moxibustion, Arzneimitteltherapie, Ernährung oder Massage, um Störungen zu beheben. Denn allen Lebensvorgängen liegen dynamische, organische Systeme zu Grunde. Die einzelnen Elemente dieser Systeme, unsere Organe bzw. Organsysteme, sind fein aufeinander abgestimmt. Störungen, durch äußere oder innere Ursachen, in diesen Systemen führen zu Ungleichgewichten/Krankheiten.
Die Fünf-Elemente-Theorie bietet die Möglichkeit alle Phänomene (Temperatur, Atmung, Bewegungen, Jahreszeit usw.), unter Berücksichtigung von Qi sowie der Yin-Yang-Theorie, in ein System einzuordnen in der nicht mehr Übernatürliches als die Ursache von Krankheiten gilt, sondern anhand von Beobachtungen Muster in der Natur erkannt und interpretiert und auf Krankheiten angewendet werden können.
So bildet die Theorie der Fünf Elemente zusammen mit der Yin-Yang-Theorie, beide sind in einem Zeitfenster zwischen 1000 und 700 v. Chr. entstanden, die Basis der chinesischen Medizintheorie. Sie stellen den Wendepunkt zwischen Schamanismus und einer „neuen“ Medizin dar. Das Augenmerk richtete sich von Dämonen auf die Lebensweise und Lebensumstände als Krankheitsauslöser.
Der Mensch wird als Ganzes betrachtet, alle Phänomene (Herzschlag, Atmung aber auch Emotionen) werden fünf Grundstrukturen/Elementen (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) zugeordnet.
Diese fünf Elemente sind Eigenschaften der Natur und können nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Damit Leben möglich ist, finden ständig Wechselwirkungen und Umwandlungen zwischen den Elementen statt. Diese Wechselwirkungen mögen den Lebenszyklus, die vitalen Substanzen, geistige oder körperliche Prozesse betreffen – stets werden sie durch das Zusammenspiel unserer Organe bewerkstelligt. Eine Niere allein ist nicht lebensfähig. Jedes Element beeinflusst auf vielfältige Weise die anderen.
Es gilt, das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile. So wie ein Fahrrad aus einem Haufen von Einzelteilen (Phänomene), wie Schrauben, Zahnräder usw., besteht, die erst Grundstrukturen/Elementen (Lenker, Räder oder Rahmen) zugeordnet werden und zu Funktionskreisen (Lenkung etc.) zusammengebaut werden müssen. Nun steht ein Fahrrad vor uns, dem jedoch noch etwas Wesentliches fehlt um seine Funktion zu erfüllen: sich an äußere Umstände angepasst von A nach B zu bewegen. Es fehlt noch Qi, die Lebensenergie, damit es sich dynamisch verhalten kann (je nach dem schneller oder langsamer fahren, auf die Umgebung achten, dem Weg folgen). Erst wenn man sich auf das Fahrrad setzt und in die Pedale tritt, am Lenker die Richtung vorgibt, greifen alle Elemente ineinander und sind ein dynamisches Ganzes.
In der medizinischen Anwendung werden jedem der fünf Elemente Organe, Gewebe, Eigenschaften und Emotionen usw. zugeordnet. Jedem Element ist ein sogenanntes Yin-Organ und ein Yang-Organ zugeordnet. So sind die dem Element Holz zugeordneten Organe Leber und Gallenblase.
Ein Funktionskreis wird nach einem Element oder nach seinem zugehörigen Yin-Organ bezeichnet.
Wird von der Funktion eines Organs geredet, so ist nicht nur die Funktion des Organs, z.B. der Leber, gemeint, sondern der gesamte Funktionskreis (Holz). Dieser beinhaltet neben den organischen Funktionen (Entgiftung) auch vielfältige Zuordnungen z.B. Bewegungsrichtungen (nach außen), Charaktereigenschaften (Kreativität, Spontanität), Emotionen (Zorn), Sinnesorgane (Augen), Körperflüssigkeiten (Tränen) und vieles mehr, auch alle Wechselwirkungen und Zyklen.
Unter einem Funktionskreis versteht man alle einem Element zugeschriebenen Körperstrukturen, Eigenschaften aber auch äußere Umwelteinflüsse wie klimatische Faktoren (z.B. Kälte) und Jahreszeiten. Der menschliche Organismus schließlich wird als ein Zusammenwirken der fünf „Organe“/Funktionskreise begriffen, von denen jedes seinen besonderen Bezug zu einem der fünf Elemente und einer der fünf Jahreszeiten hat. Auch die Fünf Funktionskreise beeinflussen einander auf unterschiedliche Art, sie sind durch Entstehungs- und Wandlungszyklen miteinander verbunden. So wie die Jahreszeiten auseinander entstehen, sich wandeln und vergehen, so folgt auf das Frühjahr (Holz/Leber) der Sommer (Feuer/Herz), die Ernte (Erde/Milz) folgt auf den Sommer und der Herbst (Metall/Lunge) folgt auf die Ernte und der Winter (Wasser/Niere) folgt auf den Herbst. Das Frühjahr folgt wiederum auf den Winter, der Zyklus ist geschlossen und beginnt erneut.
Physisches und Psychisches gehen oft ununterscheidbar ineinander über. Der wichtigste Unterschied zum westlichen Verständnis ist: Die fünf Organe/Funktionskreise sind ein sich selbst erfüllendes Ganzes, ein Mikrokosmos als Abbild eines Makrokosmos, der durch Jahreszeiten und Elemente mit dem individuellen Organismus verknüpft ist.
Akupunktur, Ernährungstherapie und Arzneimitteltherapie basieren auf dem Modell der fünf Elemente.
Einige der wichtigen Entsprechungen der Fünf Elemente:
Holz | Feuer | Erde | Metall | Wasser | |
Jahreszeiten | Frühling | Sommer | - | Herbst | Winter |
Himmelrichtung | Osten | Süden | Mitte | Westen | Norden |
Farbe | Grün | Rot | Gelb | Weiß | Schwarz |
Geschmacksrichtung | Sauer | Bitter | Süß | Scharf | Salzig |
Klimatische Faktoren | Wind | Hitze | Feuchtigkeit | Trockenheit | Kälte |
Yin – Yang | Kleines Yang | Äußerstes Yang | Mitte | Kleines Yang | Äußerstes Yang |
Yin-Organe | Leber | Herz | Milz | Lunge | Niere |
Yang-Organe | Gallenblase | Dünndarm | Magen | Dickdarm | Blase |
Gewebe | Sehnen | Gefäße | Muskeln | Haut | Knochen |
Emotionen | Zorn | Freude | Grübeln | Traurigkeit | Angst |
Laute | Schreien | Lachen | Singen | Weinen | Stöhnen |
Gerüche | Ranzig | Verbrannt | Wohlriechend | Faulig | Modrig |
Entwicklungsstadien | Geburt | Wachstum | Umwandlung | Ernte | Speicherung |
Sinnesorgane | Augen | Zunge | Mund | Nase | Ohren |
Die von unseren Yin-Organen produzierten und gespeicherten verschiedenen Stoffe, die für das Funktionieren von Körper und Geist nötig sind, sind die vier Vitalsubstanzen: Jing (Essenz), Qi (Energie), Xue (Blut) und Jinje (Körperflüssigkeiten). Qi ist die Basis, alle anderen Substanzen stellen ebenfalls eine Form von Qi dar, auch wenn sie andere Bezeichnungen tragen. Sie unterscheiden sich in ihrem Yin und Yang Charakter und können sich durch Transformationsprozesse, an denen unsere Organe (Milz, Lunge und Niere) beteiligt sind, ineinander umwandeln. Diese Übergänge sind fließend und komplex, die Grenzen zwischen Ihnen lassen sich in der Praxis oft nicht eindeutig festlegen. Jing und Qi haben einen deutlichen Yang-Charakter, es ist, wenn man von Qi spricht, im engeren Sinne immer das Yang-Qi gemeint.
Xue und Jinje haben einen deutlichen Yin-Chrakter.
Yin-Organe (Leber, Herz, Milz, Lunge und Nieren) produzieren und speichern die vier Vitalsubstanzen. Sie werden auch als Speicherorgane bezeichnet, sie sind ständig gefüllt.
Yang-Organe (Gallenblase, Dünndarm Magen, Dickdarm und Harnblase) werden auch Hohlorgane genannt. Ihre Aufgabe ist, die produzierten Vitalsubstanzen weiterzuverarbeiten und weiterzuleiten und in einen sauberen/verwertbaren und unsauberen/restlichen Anteil zu trennen und den restlichen Teil auszuscheiden.
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