Sie sind hier: Start Wissenswertes

Wissenswertes

„Fünf Elemente“ und „Vier Säfte“

Vor etwa 2500 Jahren begannen Philosophen ihre Umwelt zu beschreiben, zu ordnen und logisch zu erklären. Dies geschah sowohl in Asien als auch in Europa praktisch zeitgleich mit der Entwicklung neuer leistungsfähiger Schriftsysteme, so dass auch längere Texte niedergeschrieben und mehr Menschen bekannt gemacht werden konnten. Nicht nur wurden erste Naturgesetze formuliert es entwickelte sich auch ein Verständnis von den Krankheitsursachen, das eher auf die Wirkung von Naturprinzipien als auf die Folgen übernatürlicher Eingriffe setzte. Sowohl in China als auch in Europa erklärte man die Natur mittels philosophischer Prinzipien, wie etwa dem Vorhandensein einer Lebenskraft, sich beeinflussender Gegensätze oder dem Wirken mehrerer „Elemente“ oder „Wandlungsphasen“. Sie wurden im Laufe der Weiterentwicklung in die theoretischen Grundlagen der Medizin zusammengeführt und kombiniert.

Lebenskraft

Es existiert eine Lebenskraft bzw. vitale Energie, die alle Materie durchdringt und alle Körperfunktionen aufrecht erhält. In der chinesischen Medizin wird diese Energie als Qi bezeichnet. Eine Manifestation dafür ist die dem Körper innewohnende Fähigkeit zur Selbstheilung. Dieses Konzept der „vis medicatrix naturae“ wird Hippokrates von Kos (gegen 400 v. Chr.) zugeschrieben, der als der Urvater der westlichen Medizin gilt. Eine Kernaussage der hippokratischen Schule ist, dass der Therapeut den Körper bei der Selbstheilung unterstützen und so wenig Behandlung wie möglich durchführen sollte.

Sowohl in der westlichen als auch der östlichen Medizin stellt die natürliche Hitze des Körpers einen Aspekt der Lebenskraft dar. Diese vitale Wärme galt es zu schützen, zu erhalten und im Krankheitsfall wieder herzustellen. Denn Krankheiten wurden auch auf einen Angriff von Kälte auf den Körper zurückgeführt.

Gegensätze

Vor etwa 4000 Jahren entstand in China während der Shang-Dynastie die Yin- und Yang-Theorie. Dieses philosophische Konzept besagt, dass alle Phänomene (z.B. Blitze, Bauchschmerzen, Liebeskummer oder Liebesglück) das Ergebnis des Zusammenwirkens zweier gegensätzlicher Kräfte sind. Die erste Anwendung dieser Theorie in der Medizin findet sich allerdings erst 200 v. Chr. Auch im Westen findet sich dieses Prinzip der einander ergänzenden, gegensätzlichen Paare (z.B. Feuer / Wasser) seit Jahrtausenden. Hippokrates baute es in ein neues medizinisches Gebäude, in die „Vier-Säfte-Lehre“ bzw. Humoralpathologie, ein. Sowohl die westlichen als auch die östlichen Medizinmodelle bauen auf dem Konzept des Gleichgewichts, entweder zwischen zwei Gegensätzen wie Kälte und Hitze, oder zwischen einer größeren Anzahl von Prinzipien, z.B. der „Vier-Säfte-Lehre“, auf. Krankheit wird als Ungleichgewicht interpretiert. Behandlungen sollen das natürliche Bestreben des Körpers, die ihm innewohnende Balance wiederherzustellen, unterstützen. Gesundheit hängt also vom richtigen Gleichgewicht zwischen Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit oder Anspannung und Entspannung ab. Im späten 19. und frühen 20.Jahrhundert beschrieben westliche Physiologen den Körper als ein System, das sich innerhalb bestimmter Grenzen in einem schwingenden Gleichgewicht befindet. Dieses Konzept des Fließgleichgewichts wird als „Homöostase“ bezeichnet. Ist das Gleichgewicht gestört so kommt es zu Über- oder Unterfunktionen oder im Extremfall zu einem Zusammenbruch des Systems/Organismus.

Elemente

In der chinesischen Medizin werden, laut der Theorie der fünf Elemente, alle Vorgänge als Umwandlung und Wechselbeziehungen zwischen den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser beschrieben. In der medizinischen Anwendung werden jedem Element Organe, Gewebe und Emotionen zugeordnet. Im antiken Griechenland wurde postuliert, dass alles aus den vier Elementen Wasser, Feuer, Luft und Erde, die in verschiedenen, dynamischen Verhältnissen zueinander stehen, zusammengesetzt ist. Die erste Erwähnung im medizinischen Kontext findet sich in der westlichen Medizin bei Hippokrates. Seine „Vier-Säfte-Lehre“ (Humoralpathologie) stellt eine Verbindung der vier Elemente zu den vier Jahreszeiten, den vier Grundeigenschaften und den vier Säften des Körpers her. Die Humoralpathologie gibt Auskunft über die Verbindungen und das Zusammenspiel. So verändern sich Mengen und Zusammensetzung der vier Säfte in Abhängigkeit von der Jahreszeit. Im Winter z.B. erhöht sich der Anteils des Schleims, einer der Säfte, im Körper, da er der kälteste Bestandteil des Körpers, und somit dem Winter am ähnlichsten ist. Jede Jahreszeit hat daher charakteristische Erkrankungen. Die beiden einander sehr ähnlichen Theorien entstanden innerhalb eines Jahrhunderts, was für Kontakte zwischen verschiedenen Kulturen, z.B. über den Fernhandel, spricht. Im hippokratischen System bezeichnet man als die vier Grundeigenschaften die, in zwei Paare komplementärer Gegensätzen eingeordneten, Eigenschaften heiß und kalt sowie feucht und trocken. Jedes Element enthält ein Paar dieser Grundeigenschaften, so ist Feuer heiß und trocken, Luft heiß und feucht, Erde kalt und trocken und Wasser kalt und feucht. Der Körper des Menschen enthält weiterhin vier „Säfte“, die mit einem Temperament zusammen hängen, die jeweils einem Element zugeordnet sind:

ElementGrundeigenschaftenSaftTemperament
Feuerheiß und trockenGelbe Gallecholerisch
Luftheiß und feuchtBlutsanguinisch
Erdekalt und trockenSchwarze Gallemelancholisch
WasserKalt und feuchtSchleimphlegmatisch

Krankheit wird als Störung dieses Säftegleichgewichts gesehen. Ziel einer Therapie ist immer die Wiederherstellung der Homöostase, durch Anregung der Selbstheilungskräfte des Körpers.

Das Temperament beschreibt die körperliche Konstitution und den psychologischen Typ eines Menschen. Ist es ausgeglichen, so entspricht jedes Temperament bestimmten positiven Eigenschaften. Ist das innere Gleichgewicht gestört, so zeigen sich negative Eigenschaften. Das cholerische Temperament ist im ausgeglichenen Zustand gekennzeichnet durch Mut, Wärme und Aktivität. Seine negativen Aspekte sind Zorn und Reizbarkeit. Das Temperament eines Menschen hängt vom Verhältnis der einzelnen Säfte des Körpers und den Eigenschaften zueinander ab.

Die Einteilung nach Temperamenten hat wichtige Folgen für die Gesunderhaltung und Krankheitsentstehung. Bei einem Menschen mit phlegmatischen Temperament, der viele Speisen kalter oder feuchter Qualität zu sich nimmt, gerät der „Saft“ Schleim leicht in Überschuss. Dieser Mensch wird schläfrig, stumpf, langsam, schwer und vergesslich und hat reichlich Nasensekret. Als Therapie sollte der Überschuss an Kälte und Feuchtigkeit reduziert werden, indem klimatische Bedingungen, Nahrungsmittel oder Heilpflanzen mit gegensätzlichen Eigenschaften (warm und trocken) zum Einsatz kommen. Also kein kaltes Gurkensüppchen im Keller, sondern Chili auf der Terrasse in der Sonne.

Die Wiederherstellung eines körperlichen und/oder seelischen Gleichgewichts ist auch Ziel der medizinischen Anwendung der Lehre von den „Fünf Elementen“ bzw. der „Fünf Wandlungsphasen“ in der traditionellen chinesischen Medizin.

Kurze Einführung in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Geschichte

Seit mehr als 2500 Jahren entwickelt sich die chinesische Medizin, die in Europa als Traditionelle chinesische Medizin bezeichnet wird, im ostasiatischen Raum. Es bestehen in der chinesische Heilkunde seit jeher verschiedene Heilsysteme (z.B.: Fünf-Elemente Lehre, Lehre von Yin und Yang) nebeneinander, die teilweise bis heute praktiziert werden. Neben China auch in Vietnam, Korea und Japan mit landestypischer Ausprägung.

Die ersten Texte mit medizinischem Inhalt finden sich auf Orakelknochen und Schildkrötenschalen im 13. Jahrhundert vor Christus. In den Anfängen wurden Magie, das Einwirken böswilliger Ahnen oder Dritter für die meisten Erkrankungen verantwortlich gemacht. Zur Vorbeugung oder Heilung von Erkrankungen bediente man sich Beschwörungen und/oder Geschenken. In späteren Epochen wurden auch Sündenfall, Dämoneneinfluss oder Abweichung von normgerechtem Lebensstil als Krankheitsursache heranzogen. Als ursprüngliche Therapieform im Kampf gegen „Dämonen“ sind, zwischen dem 8. und 3. Jahrhundert vor Christus, wahrscheinlich Akupunktur, Moxibustion und Massagetechniken entstanden. Diese und stark wirksame Arzneidrogen sollten die in den Körper eingedrungenen Störenfriede vertreiben.

Es war ein Zeitalter der Unsicherheit. In China herrschte ständig Krieg. Ständige Machtkämpfe führten zu Instabilität und Zerfall des Reiches in hunderte von Kleinstaaten. In späteren, stabileren Epochen prägte die konfuzianische Staatsidologie nicht nur gesellschaftliche Vorstellungen, die bis heute in China lebendig sind, sondern auch die Medizintheorie. Wurde zuvor vom Einfuss allgegenwärtiger Dämonen ausgegangen, so waren es nun Einflüsse und Ausstrahlungen aller nur erdenklichen Naturphänomene, mit denen man in Einklang leben musste: Himmelsrichtungen, Gestirne, Lebensmittel, Himmel und Erde, Regen und Wind, Hitze und Kälte. Alle Phänomene der Umwelt, sichtbare und unsichtbare, stehen in gegenseitigen Abhängigkeiten voneinander. Die Vielzahl an möglichen Wechselwirkungen wurde versucht mit Hilfe der weltanschaulichen Konzepte der Yin-Yang-Lehre und der Lehre von den Fünf-Elemente-Wandlungsphasen zu erklären und einzuordnen.

Vorbeugungs- und Heilmaßnahmen wurden entsprechend dieser Systematik entwickelt, und Akupunktur, Moxibustion und Massagetechniken in die Theorie, im 3. Jahrhundert vor Christus, eingebunden. Eine Systematisierung des Einsatzes von Heilpflanzen erfolgte erst anderthalb Jahrhunderte später. Grundsätzlich ging es darum, Überflusserscheinungen „abzuleiten“ und Mangelerscheinungen „aufzufüllen“. Ziel war eine Harmonisierung der Strömungen und Wandlungen im Organismus. Dies entsprach den Vorstellungen der Konfuzianer zur sozialen Ordnung. Da der Konfuzianismus bis weit ins 20. Jahrhundert staatstragende Ideologie war, und nur mit seinen Werten vereinbare Heilkunde offiziell erwünscht war, blieben die traditionellen Heilmethoden bis heute lebendig. Ab 1949, unter Mao, stand die kommunistische Regierung vor der Aufgabe die durch Infektionskrankheiten, Mangelernährung und langjährigen Bürgerkrieg geschwächte Bevölkerung auch in den entlegenen Landesteilen zu versorgen. Der Mangel an westlich ausgebildeten Therapeuten und die hohe Akzeptanz der traditionellen Medizin in weiten Kreisen der Bevölkerung brachte die Regierung dazu, sich auf die Tradition zu besinnen und sie durch Systematisierung in Forschung und Lehre zu modernisieren. So wurden sogenannte „Barfußärzte“ ausgebildet, die in der Gesundheitsgrundversorgung der Bevölkerung aktiv waren.

Tragende Säulen

Als die tragenden Säulen der Therapie in der chinesischen Medizin gelten:

Zur Behandlung werden die verschiedenen Methoden meist in Kombination angewendet.

Sternenstaub

Computersimulationen von Astrophysikern der Northwestern University in Illinois zeigen, dass Galaxien permanent Materie austauschen. Die Bausteine des Lebens, wie zum Beispiel Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff, sind so stabil, dass sie nach ihrer Entstehung im Urknall auch Explosionen von sterbenden Sternen überstehen. Als Überreste einer Supernovae ins All geschleudert werden die Partikel so stark beschleunigt, dass sie das Gravitationsfeld ihrer Muttergalaxie, anders als bisher angenommen, verlassen können und als Staubwolke durch die Weiten des Alls treiben. Je nach Entfernung kann es bis zu zwei Milliarden Jahre dauern bis die scheinbar leeren Räume zwischen den Galaxien überwunden sind und die intergalaktischen Partikel wie von einem galaktischen Staubsauger vom Gravitationsfeld einer anderen Galaxie eingesogen werden, wo sie sich mit anderen Atomen zusammenballen und zu neuen Sternen und Planeten verklumpen. Besitzt eine Galaxie mehr als 100 Milliarden Sterne, so wie die Milchstraße, sammelt sie im Laufe ihres Daseins rund die Hälfte ihrer Materie aus intergalaktischen Partikelwinden zusammen. So kommt es, dass die Hälfte aller Atome auf der Erde bereits eine lange Reise durch die Weiten des Alls hinter sich hat.

Im Schnitt hat jedes Atom auf der Erde seit ihrem Entstehen, und so auch jedes Atom im menschlichen Körper, bereits vier solche Zyklen hinter sich – wir sind alle nur Sternenstaub, Abfall der Supernovas – gefangen im ewigen Entstehen und Vergehen.

Gua Sha Fa – Akupunktur ohne Nadeln

Gua Sha Fa ist eine Massageform aus der chinesischen Volksmedizin mit breitem Anwendungsspektrum und vereint die Vorteile verschiedener Methoden. Gua heißt „schaben“, Sha bedeutet „Sand“ und Fa steht für „Methode“. Charakteristisch ist die Verwendung von „Schabegeräten“ zur Behandlung auf der Haut oder der Bekleidung.

Gua Sha Fa ist eine sehr alte Technik, die vermutlich auf den gleichen Ursprung zurückgeht wie die Akupunktur. Ursprünglich wurden Instrumente aus Stein (Steinnadeln) benutzt um Akupunkturpunkte und Meridiane zu reizen. Aus diesen Anfängen entwickelte sich die Behandlung mit Metallnadeln (Akupunktur) einerseits und die Behandlung mit flachen Schabegeräten, ursprünglich Münzen, Porzellanscherben und Jade, anderseits. Heutzutage werden Schaber aus dem Horn des Wasserbüffels eingesetzt.

Gua Sha Fa wurde und wird zur Behandlung von Erkältungen, Fieber, Sonnenstich, Gastritis, Eneteritis, Rücken-, Schulter- und Kniebeschwerden und bei Infektionskrankheiten eingesetzt.

Das Gua Sha Fa verbindet Wissen der chinesischen Medizin und Akupunktur, und ist im Vergleich zur Akupunktur leichter zu erlernen. Aus chinesischer Sicht beruht die Wirkung auf der Verbesserung der Zirkulation von Blut und Qi und der Auflösung von Qi-Blokaden. Dies führt zu einer einer Verringerung von Schmerzen, Entzündungshemmung, verbesserter Immunantwort, und über die Aktivierung von Reflexzonen der Haut, zu verbesserter Organfunktion.

Die Behandlung erfolgt fast am ganzen Körper entlang von Meridianen und einzelnen Akupunkturpunkten, auf der Haut oder über der Kleidung. Auf der Haut wird der Schaber mit verschiedenen Ölen als Gleitmittel eingesetzt, die kosmetische wie auch medizinische Wirkung haben. So dient mit Lavendel versetztes Öl der Beruhiging und Entspannung, wohingegen Öle mit Ringelblume oder Johanniskraut die entzündungshemmende Wirkung des Gua Sha Fa unterstützen.

Je nach Anwendungsgebiet gibt es unterschiedliche Techniken mit denen geschabt wird. Je nach Druck und Geschwindigkeit werden andere Ergebnisse. Richtig eingesetzt ist Gua Sha Fa für den Patienten schmerzfrei und in manchen Fällen, wie beim Schulter-Arm-Syndrom, sogar besser wirksam als Akupunktur.

Durch das Schaben auf der Haut entwickeln sich, an einigen Stellen, punktförmige Hautrötungen (Petechien), die manchmal leicht erhaben sein können. Dies deutet auf Blokaden im behandelten Meridianverlauf hin, die sich nach einigen Behandlungen auflösen. Die Hautrötungen nehmen im Rückbildungsprozess eine bräunlich-gelbliche Verfärbung an, die verblasst und innerhalb von 2 bis 7 Tagen verschwindet.

Kontraindikationen: Nicht behandelt werden darf bei extremen Schwächezuständen, auf offenen Wunden, Akne, Pusteln, Leberflecken und Muttermalen.

Diätetik und Ernährung

Unsere Ernährungsgewohnheiten spielen eine sehr wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Dies gilt sowohl für unsere „alltägliche“ Ernährung als auch für den therapeutischen Einsatz von Nahrung. Eine an den Körper individuell angepasste Ernährung bildet die Basis für Gesundheit und erfolgreiche Therapien.

Im modernen westlichen Verständnis über Ernährung sind vor allem die Inhaltsstoffe und die Zusammensetzung unserer Nahrung von Bedeutung. Energiegehalt, dem Gehalt an Fetten, Kohlehydraten, Eiweißen, Vitaminen und Mineralstoffen und der qualitativen und quantitativen Zusammensetzung der einzelnen Lebensmittel als auch der gesamten Nahrungszusammensetzung kommt große Beachtung zu – und das zu Recht. Problematisch kann dies sein, wenn der Fokus zu stark auf einzelne Bestandteile gelenkt ist und darüber das große und Ganze aus dem Auge gerät. Überspitzt formuliert: Was hilft mir „Superfood“ wie Chia-Samen o.ä., wenn ich mich ansonsten von Pommes,Currywurst, Tütensuppen und anderen Fertigprodukten ernähre?

Ernährung aus Sicht der klassischen chinesischen Medizin zu sehen eröffnet uns zusätzliche Perspektiven. Ähnlich wie in der Arzneimitteltherapie, wird weniger auf die einzelnen Inhaltsstoffe geachtet, sondern es spielen „energetische Eigenschaften“, wie Temperatur oder Geschmack, eines Lebensmittels und das Zusammenspiel aller Nahrungsmittel eine wichtige Rolle. Auch werden äußere Umstände, wie Stress, in die Betrachtung mit einbezogen.

Wie in den anderen klassischen chinesischen Therapiemethoden, Akupunktur, Moxibustion und Arzneimitteltherapie, ist die Ernährung/Diätetik eingebunden in die Medizintheorien des Yin und Yang und Der Fünf Elemente. Bei der Ernährung handelt es sich grundsätzlich um Aufbau: sie stärkt, baut Qi auf und kommt meist bei Mangelzuständen zum Einsatz.

Nahrungsmittel werden anhand ihrer thermische Wirkung und anhand ihres Geschmacks beurteilt.

Es gibt den Organismus kühlende, neutrale und wärmende Nahrungsmittel. So wirken Tomaten und Wassermelonen kühlend, Kuhmilch und Sahne sind neutral und Zimt und Alkohol wirken wärmend auf den Körper. Grundsätzlich sollten Lebensmittel mit verschieden Temperaturen ausgewogen in der täglichen Ernährung vorkommen, d.h. es sollten kühlende, sowie wärmende und neutrale Lebensmittel so kombiniert werden, dass die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen berücksichtigt sind. Je nach Konstitution: Patienten mit einem Yang-Mangel brauchen eher wärmende Speisepläne wohingegen Patienten mit einer Hitze-Problematik eher kühlende Speisen zu sich nehmen sollten. Die endgültige Temperatur der Nahrungsmittel in einem Speiseplan hängt auch von der Zubereitungsart ab. So wirkt Rohkost eher kühlend bzw. kalt, während Gekochtes oder Gegrilltes warm oder heiß wirken.

Kalte Nahrungsmittel wirken kühlend auf unseren Organismus, sie können daher im Sommer etwas häufiger, und im Winter weniger eingesetzt werden. Sie reduzieren das Yang und werden daher bei Yang-Überschuss (Hitzezuständen) eingesetzt. Einige Beispiele sind Zitronen und Kiwis, Wassermelonen grüner und schwarzer Tee.

Die meisten Obst- und Gemüsesorten sind kühlende Nahrungsmittel, sie nähren das Yin.

Die neutralen Nahrungsmittel bilden die Basis unserer Ernährung: Getreide, Nüsse, viele Hülsenfüchte, Kartoffeln, Erbsen und Bohnen, Butter, Käse und Eier – sie nähren das Qi.

Zu den wärmenden Nahrungsmitteln gehören Huhn, viele Fischsorten, Fenchel und Lauch.

Heiße Nahrungsmittel stärken das Yang, es sind Alkohol, scharfe Gewürze und z.B. Lamm. Besonders im Sommer mit Maß genießen – was sagt das über das Grillen im Sommer?

Wie in der Arzneimitteltherapie werden die Geschmäcker sauer, bitter, süß, scharf und salzig den Nahrungsmitteln zugeordnet. Saure Lebensmittel wirken zusammenziehend und haben meist eine kühlende oder kalte thermische Wirkung. Beispielsweise Sauerkraut oder Zitronen.

Bitter reduziert das Yang und wirkt kühlend und verdauungsfördernd. An dieser Stelle sind Kakao, Oregano und Kaffe zu erwähnen.

Süß ist ein Aufbaumittel, es wirkt stärkend auf das Qi und das Blut. Hierzu gehören Fenchel, Kartoffeln, Hirse und Honig.

Scharf ist meist wärmend und stärkt das Yang. Scharf sind Gewürze wie Chili, Curry und Zwiebeln und Lauch.

Salzig wirkt meist kühlend, bewahrend und beschützend. Zu den salzigen Lebensmitteln gehören die meisten Fischsorten, Sojasauce und Salz.

Ändert sich der Geschmack eines Lebensmittel durch die Zubereitung, so ändert sich auch seine Wirkung. Rohe Zwiebeln sind scharf und wirken erwärmend, sind sie jedoch gegart schmecken sie eher süß und nähren das Qi.

Auch die Jahreszeiten haben einen Einfluss auf die Ernährung. Neutrale Lebensmittel sind ganzjährig die Basis des Speiseplans. Jedoch ändert sich der Anteil der wärmenden und kühlenden Nahrungsmittel mit den Jahreszeiten. So können und sollen auch kühlende Nahrungsmittel im Winter eingesetzt werden, jedoch weniger als im Sommer. Beispielsweise nimmt man Zitronen im Sommer für eine Limonade oder ein Dressing. Im Winter sollten sie jedoch nur bei einer Hitze-Störung, wie Fieber, zum Einsatz kommen. Und auch dann sollte man ihre kalte Wirkung abmildern, indem man sie als heiße Zitrone einsetzt. Ansonsten eignet sich in dieser Jahreszeit der wärmende Ingwer als Tee oder Gewürz besser.

Arzneimitteltherapie

Heilpflanzen setzt die Traditionelle Chinesische Medizin stets in Mischungen von drei bis zehn Einzeldrogen ein. Die chinesische Medizintheorie geht davon aus, dass die Wirkung des Hauptbestandteils durch weitere Bestandteile unterstützt und eventuelle Nebenwirkungen gemindert werden. So wird Süßholzwurzel, eine der am häufigsten eingesetzten pflanzlichen Drogen, nicht nur wegen seiner eigenen Heilqualitäten (z.B als Hustenlöser) eingesetzt sondern auch um Mischungen verschiedener Einzelstoffe auszugleichen und so verträglicher und besser wirksam zu machen.

In der Praxis werden ca. 515 Einzeldrogen eingesetzt. Unter fünf Prozent der Präparate sind Teile von Wirbeltieren, darunter zum Beispiel die Knochen des Tigers, aber auch fossile Knochen voreiszeitlicher Tiere. Jeweils gut fünf Prozent sind mineralischer Art oder setzen sich aus Exkrementen, Sekreten, Würmern, Insekten und Teilen von Weichtieren zusammen und 85 Prozent sind pflanzlicher Herkunft. Die einzigen offiziell in Europa verwendeten Arzneistoffe tierischen Ursprungs sind verschiedene Muschelschalen (z. B. der Chinesischen Auster oder Arkamuschelschalen).

Diese Arzneipflanzen werden auf verschiedenste Weisen zubereitet, z. B. gedämpft, gekocht, geröstet, mit Schwefeldämpfen geräuchert, mit Alkohol, Wein, Salzlösungen oder Honig behandelt. In der Regel werden ca. vier bis zehn dieser Substanzen als Mischung zu einem Dekokt, einem wässrigen, durch Abkochen gewonnenen Drogenauszug, verarbeitet. Neben der Akupunktur und Ernährung stellt die Nutzung von Arzneipflanzen ein tragendes therapeutisches Prinzip der Traditionellen Chinesischen Medizin dar.

Die Anwendung der Heilpflanzen ist dabei in eine Medizintheorie eingebettet, die sich von der westlichen unterscheidet. Eine wesentliche Rolle spielen die Theorien von Yin und Yang sowie die der Fünf Wandlungsphasen. Treten nun im menschlichen Körper Störungen auf, gerät die Lebensenergie „Qi“ aus dem Gleichgewicht, treten zuerst in den einzelnen Funktionsbereichen zunächst Befindlichkeitsstörungen, später Krankheiten auf.

Kräuterkombinationen werden eingesetzt um im Körper ein Gleichgewicht wiederherzustellen, in dem man einer Kräuterkombination ein individuell ausgewogene Rezeptur verleiht. Dieses Prinzip haben klassisisch europäische und chinesische Phytotherapie gemeinsam. Die chinesische Phytotherapie, mit ihrer Unterscheidung nach Geschmack, Temperatur und spezieller Wirkungsweise eines Heilkrauts auf die Funktionskreise der Organe und Organsysteme lässt einen genauen und ableitbaren Einsatz von Heilkräutern zu. Ziel einer Therapie ist die Wiederherstellung eines Gleichgewichts im Organismus. Ein ähnliches Prinzip, die Vier Säfte Lehre, wurde schon in der Medizintheorie der Antike benutzt (Hippokrates) und wurde in Europa bis ins 18.Jahrhundert eingesetzt. In der modernen europäischen Pflanzenheilkunde werden die Heilpflanzen auf ihre Inhaltsstoffe , wie Bitterstoffe, Alkaloide, Saponine und viele andere, hin analysiert und angewendet.

Ein Grundprinzip, wie oben bereits erwähnt, sowohl der traditionellen westlichen als auch der traditionellen Chinesischen Medizin ist das Konzept des Gleichgewichts von, hier als Beispiel, Hitze und Kälte. Teilt man Heilkräuter nach ihrer Temperatur ein, so können bei einer Therapie jene Heilpflanzen eingesetzt werden, die zu der Temperatur der jeweiligen Störung passen, das Temperaturungleichgewicht des Körpers korrigieren und so Gesundheit wieder herstellen. In der chinesischen Medizin werden fünf Temperaturstufen unterschieden: heiß, warm, neutral, kühl und kalt. Liegt eine heiße Störung vor, z.B eine Entzündung oder eine Infekt mit erhöhter Temperatur oder sogar Fieber, kommen kühle oder kalte Heilpflanzen zum Einsatz, z.B. Chrysanthemenblüten. Ist eine grippaler Infekt jedoch erst noch im Entstehen, man fröstelt und fühlt sich abgeschlagen, so kommen warme oder heiße Arzneimittel, z.B. Ingwer, zum Einsatz.