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Schöllkraut

Chelidonium majus
Chelidonium majus

Geschichte

Dem Schöllkraut wurden bereits im Altertum bedeutende Heilkräfte zugeschrieben so wurde es bei bläschenartigen Ausschlag der Haut und bei Augenproblemen eingesetzt.

In den Kräuterbüchern des Mittelalters und der frühen Neuzeit war das Schöllkraut ein fester Bestandteil der Ärzte. Innerlich wurde es zusammen mit Anis bei schweren Leberleiden wie Gelbsucht verwendet. Auch bei schweren Seuchen wie der Pest wurde die damals als Schöllwurz oder Feigwarzenkraut bezeichnete Heilpflanze wohl angewendet.

Beschreibung

Schöllkraut ist in den gemäßigten und subtropischen Zonen Europas und Asiens häufig an Wegrändern, Ruinen und in Waldnähe anzutreffen.

Das Schöllkraut gehört zur botanischen Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) und zählt zu den wichtigen Heilkräutern innerhalb dieser Pflanzenfamilie. Bekannte Vertreter dieser Familie sind u.a. der Klatschmohn oder der Erdrauch. Das Schöllkraut erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 75 cm und ist eine mehrjährige Pflanze. In seltenen Fällen überdauert sie jedoch auch nur als zweijähriges Kraut. Es ist ein Stickstoffanzeiger, der bevorzugt nährstoffreiche Flächen besiedelt aber auch mit kargen Bedingungen gut zurecht kommt.

Auffällig sind die fiederförmigen Blätter des Schöllkrauts mit ihren eingekerbten Blatträndern und ihre goldgelben Blüten. Die Unterseite der Schöllkrautblätter ist mit einigen wenigen Drüsenhaaren besetzt. Die Blätter sind am Stängel jeweils wechselseitig angeordnet. Die Blattstiele sowie der Stängel sind mit feinen Milchröhren durchsetzt, die beim Verletzen einen gelblichen Milchsaft freisetzen. Dieser Milchsaft ist durch seine ätzende Wirkung giftig. Der Name kommt vom griechischen chelidon (Schwalbe), dies soll zum Ausdruck bringen, dass die Pflanze zur Zeit des Eintreffens der Schwalben zu blühen beginnt und bei ihrem Wegzug verblüht (Mai bis Oktober).

Das Schöllkraut wurzelt eher flach und bildet ein dichtes Netz von gelblichbraunen bis braunen Wurzelhaaren aus. Die Wurzelhaare entspringen dem dunkelbraunen bis fast schwarzen Rhizom, einer unterirdisch stark verdickten Sprossachse. Zum Einsatz in der Phytotherapie kommen neben dem Milchsaft auch Wurzel und Kraut, die einen Alkaloidanteil von ca. 1‑2%, und bis zu 4% beim Kraut, haben.

Anwendungsgebiete

Die wirksamen Inhaltsstoffe des Schöllkrauts setzten sich vor allem aus Alkaloiden, Flavonoiden, Saponinen sowie aus geringen Mengen ätherischer Öle zusammen. Vor allem die enthaltenden Alkaloide, wobei die meisten zur Gruppe der Benzylisochinolinalkaloiden gehören, sind hier von medizinischem Interesse. Das Schöllkraut kann krampflösend (spasmolytisch), gallenflussfördernd (cholagog), schmerzlindernd, beruhigend (sedativ), antibakteriell, antiviral, wundheilungsfördernd und entzündungshemmend wirken.

Die spezifischen Wirkungen des Schöllkrauts werden in der Naturheilkunde heute bei Gallengangsbeschwerden, Gallenflussstörungen, cholestatische Hepatitis (Leberentzündung durch Rückstau von Gallenflüssigkeiten), Magenkrämpfen, Reizdarm, Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis), Kontaktdermatitis, Ekzemen, innerlichen Entzündungen, Entzündungen der Atemorgane und des Rippenfells sowie Rheumatismus genutzt. Der leicht ätzende gelbe Saft entfernt Warzen, Hornhaut und Hühneraugen.

Einsatz in der Traditionellen chinesischen Medizin: der Geschmack ist etwas scharf, bitter, der frische Saft ist ätzend, die thermische Wirkung ist kühl-trocken, die zugeordneten Organe sind Galle, Leber und Darm. Es wird in der TCM ähnlich eingesetzt wie in Europa. Bei Gallensteinen, Hepatitis, Leberschwellungen, Gelbsucht, Haut und Gewebeerkrankungen. Es löst Leber-Qi-Stagnationen auf, regt den Gallenfluss an und klärt die Augen. Bei einer von Krämpfen begleiteten Gallenblasenentzündung käme Schöllkraut zusammen mit Löwenzahn zum Einsatz. Beide Mittel bewegen stagnierendes Qi in Leber und Gallenblase.

Warnungen

Schöllkraut ist schön in der Wildblumenecke im Garten, wo es gerne wild wächst, aber definitiv keine Pflanze mit der man sich ohne Rat eines Therapeuten selbst behandeln sollte. Auf Grund des ätzenden Milchsafts sollten Schöllkrautprodukte im rohen Zustand nie innerlich eingenommen werden. Der Milchsaft wird durch das Trocknen der Pflanze unschädlich gemacht. Dennoch enthält die Pflanze noch zahlreiche Alkaloide. Ein unkontrollierter Verzehr sollte daher nicht geschehen.

Nebenwirkungen: Die innere Anwendung sollte nur unter therapeutischer Aufsicht erfolgen, da die unkontrollierte Einnahme bei höheren Dosen zu Leberschädigungen führen kann. Aufgrund der enthaltenden Alkaloide sollte Schöllkraut grundsätzlich nicht während der Schwangerschaft oder Stillzeit sowie für Kinder unter 12 Jahren verwendet werden.

Wer Schöllkraut für die innere Anwendung von Gallenbeschwerden oder Magenkrämpfen verwenden will, sollte ausschließlich auf homöopathische Tinkturen mit einer Potenz über D4 zurückgreifen.

Inhaltsstoffe

Alkaloide (v.a. Benzylisoquinoline - u.a. Sanguarin; Chelerythrin; Chelidonin; Protopine), Kaffeesäure, Chelidonsäure, Hydroxazimtsäurederivate, Saponine, Carotinoide und Flavonoide