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Gänsefingerkraut

Potentilla anserina L.
Potentilla anserina L.

Geschichte

Das Gänsefingerkraut wurde in der Antike wenig eingesetzt, findet jedoch in den Schriften Dioskurides Erwähnung als Mittel gegen Durchfall. Vermutlich deshalb, weil es keine typische Mittelmeerpflanze ist, sondern seine Heimat in Mittel- und Nordeuropa hat. In der germanischen Heilkunde wird das Gänsefingerkraut wahrscheinlich schon sehr lange verwendet, worauf auch die Anwendung in Milch hindeutet, die bei den Germanen sehr beliebt war.

Beschreibung

Das Gänsefingerkraut gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel weit verbreitet, man findet es bis in Höhen von 2000 Metern.

Das Gänsefingerkraut ist eine kriechende, ausdauernde krautige Pflanze, aus deren Blattachseln lange, kriechende Ausläufer, die an den Knoten Blattrosetten tragen, sprießen. Die Blätter sind gefiedert und auf der Unterseite silbrig-weiß behaart. Die Blüten sind goldgelb und besitzen fünf Blütenblätter Das Gänsefingerkraut ist eine trittfeste Pionierpflanze, daher ist es auf Wiesen, an Bahndämmen und in Gärten zu finden. Vor allem auf nährstoffreichen Wiesen (Gänseweiden), auf Äckern und an Wegrändern kommt das Gänsefingerkraut häufig vor.

Es ist ein Kulturfolger, durch Verschleppung weltweit verbreitet und eine der häufigsten und am weitesten verbreiteten Pflanzenarten. Wegen ihrer Salztoleranz hat sich die Art in den letzten Jahrzehnten auch entlang der Ränder von Straßen, Autobahnen und Feldwegen stark ausgebreitet.

Gesammelt und getrocknet zu Heilzwecken verwendet werden die Blätter, die während der Blütezeit von Mai bis August geerntet werden.

Anwendungsgebiete

Gänsefingerkraut enthält als therapeutisch wirksame Inhaltsstoffe vor allem Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide und Cholin. Es wirkt hauptsächlich zusammenziehend und hat außerdem eine schmerzstillende und stopfende Wirkung. Weitere Inhaltsstoffe sind Anthocyanidine, Hydroxycumarine, Phenolcarbonsäuren, Polyphenole und Phytosterole. Das kriechende Fünffingerkraut (Potentilla reptans) sowie die Blutwurz (Potentilla tormentilla) gehören zur selben Familie und werden ähnlich wie das Gänsefingerkraut eingesetzt.

Die Phytotherapie setzt es generell bei krampfartigen Beschwerden, auch der quergestreiften Muskulatur (z. B. Wadenkrämpfe), ein. Wissenschaftlich anerkannt ist inzwischen die innerliche Anwendung von Gänsefingerkraut zur unterstützenden Behandlung von unspezifischen Durchfallerkrankungen mit krampfartigen Beschwerden, anderen Bauch- und Unterleibsschmerzen mit Krämpfen und bei Menstruationsbeschwerden. Es ist wirkt bei Blutungen und Entzündungen der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches.Die Volksmedizin kennt auch das Kauen der Wurzel, beispielsweise bei Zahnfleischentzündung. Es reinigt das Blut und macht es dünnflüssiger. Äußerlich kommt es als Auflage oder Wickel bei Krampfadern, bei Regelschmerzen oder Muskelkrämpfen und zum vertreiben von geschwollenen Schenkeln und Füßen zum Einsatz. Frisches Kraut in die Schuhe vertreibt Schweißfüße.

Als Gurgelmittel kann der Tee auch bei Entzündungen der Mundschleimhaut angewendet werden.

Kräutermilch

Die bei den Germanen wohl häufigste Art der Zubereitung für Gänsefingerkraut war Kräutermilch. Dazu wird frisches Kraut in Milch aufgekocht und für einige Minuten ziehen gelassen. Milch findet deshalb Verwendung, weil sie fetthaltig ist und uns somit die fettlöslichen Inhaltsstoffe besser zugänglich macht.

Alle Teile vom Vitamin-C-reichen Gänsefingerkraut können als Nahrungsmittel eingesetzt werden. Die zarten Blätter werden in Salzwasser weich gekocht und dann wie Spinat weiterverarbeitet. Sie sind relativ mild im Geschmack und somit gut mit anderen Wildkräutern oder Gemüse zu mischen. Als Beigabe zum Salat eignen sie sich ebenfalls gut. Die gelben Blüten können als essbare Dekoration über einen Salat oder Gemüsegerichte gegeben werden.

Aus den schmackhaften Wurzeln lässt sich ein Wurzelgemüse zubereiten. Roh geraspelt werden sie in den Salat gegeben. Getrocknet und gemahlen wurden die Wurzeln früher als Mehlersatz eingesetzt.

Gänsefingerkraut in der TCM

Die thermische Wirkung ist kühl, die zugeordneten Organe sind Dickdarm und Magen. Es hebt allgemein das Qi, es stärkt die Milz und ist entzündungshemmend bei feuchter Hitze auf der Haut. In der chinesischen Medizin werden mit dem Gänsefingerkraut verwandte Potentilla Arten (Potentilla chinensis und Potentilla discolor) häufig bei der Behandlung von Durchfall, insbesondere wenn er blutig ist, bei anderen Blutungen, wie Menstruationsblutungen oder Blut im Urin auf Grund von Infektionen oder Blasensteinen, und als Hustenmittel eingesetzt.

Anwendung

Gänsefinger-Tee: man übergießt zwei Teelöffel getrocknetes Kraut mit 250 ml kochendem Wasser und lässt den Aufguss 10–15 Minuten ziehen.

Gänsefinger-Tinktur: die Blätter des Gänsefingerkrautes zerkleinern und in ein Schraubglas geben. Mit 45-prozentigem Alkohol auffüllen, verschließen und für drei Wochen unter gelegentlichem Schütteln an einem warmen Ort reifen lassen. Abseihen und in einer dunklen Tropfflasche verwahren. Mehrmals täglich 20 Tropfen einnehmen.

Inhaltsstoffe

Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Flavonoide, Cholin, Anthocyanidine, Hydroxycumarine, Phenolcarbonsäuren, Polyphenole und Phytosterole